Vorstellung im Beirat Findorff am 4. Februar 2020 durch Birgit Busch
Der Bürgerverein Findorff
Vorstellung im Beirat Findorff am 4.Februar 2020 durch Birgit Busch
Die erste Gründung des Bürgervereins war im Januar 1848. Die Mitglieder waren überwiegend Handwerker und Gewerbetreibende. Im April 1848 zählte der Verein 1320 Mitglieder! Die Hauptforderung der Mitglieder:
Bessere Schulausbildung, bessere Bildungsmöglichkeiten!
Bereits 1849 wurde der Bürgerverein aufgelöst, da der Senat „politische“ Vereine verbot und „gesellige“ Vereine einer Genehmigung des Senats bedurften.
Daraus resultiert die Entscheidung späterer Bürgervereine, sich politisch abstinent zu verhalten.
1902 Gründung des Bürgervereins der Bahnhofsvorstadt und Vereinszweck
Der Bürgerverein der Bahnhofsvorstadt wurde im Jahre 1902 gegründet (es trafen sich 100 Männer im Schlachthof- Restaurant). Von der ersten Stunde an setzte er sich für die vielfältigen Belange der Bürger der damaligen Bahnhofsvorstadt ein. Er beteiligte sich an der Planung und Gestaltung der Wege, Straßen, Gebäude und Wasserläufen. Seit 1918 wurden Frauen aufgenommen, ab 1919 auch im Vorstand!
Die ersten Aktivitäten waren:
- Einrichtung einer Schule
- Aufstellen mehrerer Briefkästen
- Maßnahmen gegen „das gefährliche Schnellfahren“ der Fuhrwerke im Findorfftunnel, den Gestank der Melassefabrik und anderer Betriebsstätten des Schlachthofes.
Auflösung 1938 mit folgender Begründung : “Der Bürgerverein für die Bahnhofs- und nördliche Vorstadt wird heute als letzter der bremischen Bürgervereine seine Auflösung beschließen, weil im heutigen autoritären Staat Adolf Hitlers die Bürgervereine ihre Aufgabe erfüllt haben, diese Aufgeben vielmehr von den heutigen jetzt dafür zuständigen Stellen übernommen werden.“
Die Wiedergründung 1952 erfolgte wieder im Schlachthof-Restaurant mit 30 Mitgliedern unter dem Namen Bürgerverein Findorff e.V.
Der Bürgerverein Findorff e.V. sorgte für den Rückbau des Torfkanals und den Ausbau der Hauptverkehrsachsen wie der Hemmstraße, Münchener Straße, Admiralstraße und Findorffstraße, die damals noch Canalstraße hieß.
Weiter setzte sich der Bürgerverein Findorff e.V. für den Bau der Schulen in der Herbststraße und Nürnberger Straße ein sowie für die Einrichtung einer Poststelle und eines Polizeipostens.
Er engagierte sich für die Schaffung von Spiel- und Sportflächen auf der heutigen Bürgerweide (u.a. war der Freimarkt auf der Bürgerweide die Idee des Bürgervereins) und die Einführung eines Wochenmarktes am Torfhafen.
Ein besonderes Augenmerk richtete der Bürgerverein Findorff e.V. schon damals auf die sozial Schwachen. Er gründet eine Sterbekasse und die Notgemeinschaft Findorff, die bedürftige Familien unterstützte.
Schon in den 60er Jahren forderte der Bürgerverein Findorff ein Bürgerhaus Findorff. Mit den Plänen für die Verlagerung des Schlachthoofes nach Oslebshausen, fordert der Bürgerverein Findorff ein Bürgerzentrum auf dem Gelände de Schlachthofes als Raum für Vereine. Leider war damals der Beirat dagegen!
Der Bürgerverein Findorff e. V. entwickelte sich zum mitgliederstäksten Bürgerverein in Bremen. Bürgervereine wurden und werden als Sprachrohr der Bürger*innen angehört und durchaus ernst genommen .
Unsere Projekte einst und heute
Jan- Reiners-Lok
Sie steht seit 1967 in Findorff und wurde gerade saniert.
Brunnen bei der Lok
Er wurde dem Bürgerverein Findorff e.V. zu seinem 80-jährigen Jubiläum tvon der Sparkasse Bremen gespendet. Damit erfüllte sich ein langgehegter Wunsch des Bürgervereins. Der Brunnen ist heute wegen diverser Verschmutzungen sehr kostenintensiv und macht uns viel Arbeit.
Vereinshaus Findorff am Schlachthof / Rundfunkmuseum
Bis zum Bau der Halle 7 fand im ehemaligen Gebäude der Fleischerei-Einkauf AG ein reges Vereinsleben statt. Es war auch Dank des Einsatzes des Bürgervereins nicht mit dem Schlachthof abgerissen worden. Im Obergeschoss war das Rundfunkmuseum.
Reisen
jährlich organisiert unser Reisebegleiter Alfred Schindler eine Reise für unsere Mitglieder. Sie bekommen dabei ein „rundum sorglos Paket“: Viele erinnern sich auch gern noch an weite Reisen mit Ursel Godehus, z. B. nach Kanada.
Tanzfahrten
nennen wir usere Kaffeefahrten, weil diese ehrlich sind und keine Verkaufshows.
Monatlich fahren wir ins Umland und schwingen das Tanzbein. Kohlfahrt und Stiftungsfest sind immer sehr schnell ausgebucht.
Bunkerbemalung Admiralstrasse
der Bürgerverein Finddorff fungierte für die Sanierung der Bemalung als Antragsteller für die öffentlichen Mittel.
Rettung der Post in Findorff
zum ersten Mal 2011 mit Pressekonferenz und Frau Maike Wintjen. Dann wieder 2018 mit einem guten Ergebnis. Einige haben unseren Einsatz belächelt aber ohne uns würde es wohl heute keine Postdienstleistungen in Findorff mehr geben!
Torfhafenfest
ab 2008 haben wir alle 3 Jahre das Torfhafenfest ausgerichtet. Anlass ist die Ankunft der Torfkahnarmada. Coronabedingt musste beides in 2020 ausfallen.
Torfkahnmodell
am Torfhafen. Dieses wurde uns übereignet und wird vom Verein gepflegt
Finanzierung eines Torfkahns
damit begann der Erfolg der touristischen Torfkahnfahrten der BRAS
Historischer Wanderweg Findorff
An rund 25 stadtteilhistorisch relevanten Orten sind Informationstafeln mit
erläuterndem Text zum geschichtlichen Hintergrund aufgestellt worden.
Auf diese Weise entstand ein stadtteilgeschichtlicher Wanderweg, der fußläufig oder
mit dem Fahrrad bewältigt werden kann. Den „Wanderern“ erschließen sich historische
Zusammenhänge, die Aufschluss über die Entwicklung Findorffs vom Dorf über die Vorstadt
zum pulsierenden Stadtteil geben. Der „Wanderweg“ wendet sich an NeubürgerInnen,
alteingesessene FindorfferInnen sowie Schulklassen.
Findorff 2020
Mitwirkung bei den Planungen zum 300. Geburtstag von Jürgen Christian Findorff am
22.Februar 2020. Alle geplanten Veranstaltungen mussten coronabedingt abgesagt werden.
Fazit:
Der Bürgeverein erfüllte Aufgaben, die heute der Beirat wahrnimmt. Anfang 1900 gab
es ja noch keine Ortsämter und Beiräte. Die Anwohner hatten aber das Bedürfnis,
ihre Anliegen gegenüber der Stadt zu vertreten.
Viel später nach Einrichtung von Ortsämtern und Beiräten gab es zwischen Beirat und
Bürgerverein Unstimmigkeiten darüber, wer denn nun „Herr im Hause sei.“
Davon sind wir heute weit entfernt und freuen uns über eine gute Zusammenarbeit und
Unterstützung durch den Beirat.
Bürgervereine werden auch heute noch als Sprachrohr der Bürger angehört und durchaus
ernst genommen. Leider wollen sich Menschen heute nicht mehr in Vereinen binden.
Die Frage heißt : „Was habe ich davon?“
Mit einem Bürgerzentrum, wie bereits in den 60ern gefordert, hätte der Verein sehr
viel mehr Möglichkeiten, potentiellen Mitgliedern etwas anzubieten. Wenn sich die Vereine
und Initiativen in Findorff für eine gemeinsame Nutzung aussprächen, wäre das hilfreich.
Aber ich wünsche mir auch Mitglieder, die ideell als Findorffer/in Mitglied des Vereins
würden und mit 15 Euro im Jahr unsere ehrenamtliche Tätigkeit unterstüzen!
Mitglieder aktuell : 450
1922 : 1020 Mitglieder
1926: 1173 Mitglieder
1927 : 1400 Mitglieder
1930: 1800 Mitglieder
1932: Mitgliederzahl sinkt, der Bürgerverein ist überaltert. Jüngere rücken nicht
nach!
Beitrag : 15 € im Jahr
Vorsitzende des Bürgervereins:
1902 – 1904 Ad. Sosna
1904 – 1918 August Brauns
1918 – 1933 J. Wiemken Rücktritt des gesamten Vorstandes
1934 – 1938 Carl Kuntze Vorstand nach dem „Führerprinzip“
1938 Auflösung, weil „im heutigen autoritären Staat Adolf Hitler die Bürgervereine ihre
Aufgabe erfüllt haben.“
1952 – 1953 F.W. Renke
1953 – 1964 Herrmann Fehse
1964 – 1982 Fritz Behrend
1982 – Karl Arens
Adolph Eberhardt
Kurt Mahlstedt
Birgit Busch